Landschaftsbild 1
1) Kopfbild Mitte, Pustertal
Wissenswertes zum Sprachgebrauch im Pustertal
Im Pustertal wird hauptsächlich Pusterisch (im Dialekt Puschterisch) gesprochen und das unterscheidet sich teilweise erheblich vom üblichen Südtiroler Dialekt, wobei anzumerken ist, dass es keine Schriftsprache gibt, es sei denn, man würde das, was man zwischen Bozen und Meran spricht, als den reinen Südtiroler Dialekt ansehen.
Solches zu behaupten, kann jedoch schnell zu einem laut ausgesprochenem "öha" führen, weil mancherorts die "Stadtler", also die Bevölkerung von Bozen und Meran gerne als die höheren Herren angesehen werden.
So findet man denn auch ab und zu die Bemerkung: "Na gea hear auf, de do untn moanen holt gern, dass sie eppes Bessers sain tian", was soviel bedeutet wie "Nun hör bloß auf, die da unten (gemeint sind die von der Stadt), meinen eben gerne, dass sie etwas Besseres sind".
Generell gilt aber im Südtiroler Dialekt beispielsweise, dass die zusammen stehenden Buchstaben "st" immer als "scht" gesprochen werden. Daher gibt es in Südtirol kein Fenster, sondern nur Fenschter und nach Einbruch der Dunkelheit ist es nicht finster, sondern finschter.
Beim Pusterisch finden man einige Besonderheiten, die aus der mittelhochdeutschen Sprache stammen. Das mittelhochdeutsche uo (z. B. muoter, bruoder also Mutter, Bruder) wird oft als ui (Muito, Bruido) ausgesprochen.
Das mittelhochdeutsche ei (Stein, Bein), wird östlich von Bruneck, also im oberen Pustertal als langes a (Staan, Baan) gesprochen, während es im mittleren und unteren Pustertal als oa (Stoan, Boan) ausgesprochen wird. Das lange o (in Brot, rot, groß, Ohr) wird zu oa bzw. ue (Broăt, roăt, groăß).
In Pfunders, im Pfunderer Tal, hat eine auffällige sprachliche Besonderheit überlebt, wofür die Pfunderer bei den Eingeweihten gern belächelt wurden (Pfundra Stééßa) oder fragendes Unverständnis heraufbeschwörten, wenn sie auswärts ihren Dialekt gebrauchten. In Pfunders nämlich würde Rotkäppchen im berühmten Märchen so fragen: "Muito, wos hosch'en du wella grééßa rééta Éérn? (Mutter, was hast du denn für große rote Ohren?), wobei sich das helle e | és, das das oă oder ue in roăt, groăß ersetzt, sich so anhört, wie ein es. Viele Pfunderer passen sich deswegen heute auswärts an die dort übliche Mundart an, sind aber zu Hause bis heute dem altertümlichen Zungenschlag treu geblieben.
Keine Angst bei der Unterhaltung: den Gästen gegenüber wird sich der auf Fremdenverkehr eingestellte Pustertaler mit wenigen Ausnahmen immer in verständlichem Dialekt geben. Und sollten Sie mal in eine Runde von geselligen Dorfbewohnern geraten, was bei einem Besuch der vielen gastronomischen Betriebe immer wieder passieren kann, dann werden Sie sicher freundlich empfangen und gleich mit Du angesprochen.
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