Landschaftsbild

1) Kopfbild mitte, Meran, Blick ins Etschtal und zur Mendelnase.

Impressionen

2) Laaser Waal und Aquädukt, Foto: Hegedex, Lizenz: Gemeinfrei
2) Laaser Waal und Aquädukt, Foto: Luca Lorenzi, Lizenz: CC BY-SA 3.0
10) Alte Wasserentnahme für den Waal an der Sperre in Töll, Foto: Hans-Peter Krause

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Quellennachweis

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Ursprung, Notwendigkeit und Faszination alter Bewässerungssysteme

1) Waalwege in Südtirol, Marlinger Waal

Seit die Menschheit sich mit dem Bau fester Wohnsitze und in der Folge mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigt, war das Wasser als lebendiger Bestandteil mit Haus und Hof verbunden. 

Trockenperioden brachten für Haus und Hof aber auch für Felder und Wiesen immer wieder große Probleme und so prägte sich der Erfindergeist der Menschen zusehend aus.

Dort wo das Wasser nicht durch Flüsse und Bäche vorhanden war, legte man Bewässerungssysteme an, die teilweise auch architektonische Meisterleistungen erforderten, wenn es galt, das Wasser an hinderlichen Bergen und schwierigem Gelände entlang zu führen. 

Aus der Geschichte diverser Kulturen kennen wir die Kunst, Wasser in allen Variationen an den Ort des Geschehens zu bringen. In Europa waren es die Römer, die das Wasser über große Aquädukte in die Städte brachten. Zu dieser Zeit entstanden auch die edlen Bäder und Thermen. 

Alleine in Europa zählen wir eine große Vielfalt an Bewässerungssystemen mit den unterschiedlichsten Bezeichnungen. Auf Madeira finden wir die Levadas, im französischen Sprachgebiet des Wallis die Bisses und im deutschsprachigen Teil des Wallis die Suonen.

Bewässerungssysteme in Südtirol - Waale und Waalwege

Diese Beschreibung ist den alten Trinkwasser- und Bewässerungssystemen gewidmet, die wir in Südtirol, der nördlichsten und überwiegend deutschsprachigen Region von Italien finden.

Fragt man in Südtirol nach den Bewässerungsgräben, so kann es durchaus passieren, dass die Antwort mit einem Kopfschütteln quittiert wird. 

Wo sich der nächste Waal befindet, das kennen sogar Stadtkinder, weil das Spiel am Wasser jedem Kind viel Spaß bereitet. 

Landwirte und einheimische Bevölkerung können dem an Natur und Bauwerken interessierten Wanderer noch den Verlauf der alten Bewässerungssysteme zeigen oder wissen aus der Erzählung, wo sich ehemals solche befanden. Sie kennen auch die Regeln, nach denen das Wasser an die am Waal gemeinschaftlich beteiligten Landwirte verteilt wird.

Das Wasser der Waale unterliegt einem strengen Nutzungsplan

Der unmittelbar vom Waal abhängige Bauer sieht es nicht besonders gern, wenn die Waalwege von Touristen stark begangen werden.

Die Gründe dafür liegen tief, denn allzu oft wird in Unkenntnis der Bedeutung der Wassergräben das Wasser mit Ästen oder Steinen gestaut oder ein Wasserschieber geöffnet. Das Wasser wird abgeleitet und nimmt so einen anderen Verlauf, als das im Bewässerungsplan vorgesehen ist.

Auch der Diebstahl von Obst, das in unmittelbarer Nähe der Waalwege angebaut wird, findet mitunter seltsame Auswüchse.

Der üblicherweise sehr kräftige Waalhirt, so nennt man in Südtirol den von der Gemeinschaft bezahlten Wärter, quittierte die Beschädigung der Anlagen und sonstige Vergehen noch bis in die 60-er Jahre mit einem Schuss aus der Schrotflinte, einem Peitschenhieb oder bei Handgreiflichkeiten der Übeltäter mit einer Tracht Prügel. 

Meist genügte jedoch der Schreck, um die Übeltäter zur Vernunft zu bringen. Heute darf man für die Beschädigung der Waale oder für ein unsachgemäßes Ableiten mit einer Anzeige und saftigen Strafen rechnen. 

Die Geschichte der Bewässerungssysteme in Südtirol

Die Geschichte der  Waale geht in Südtirol, soweit urkundlich festgehalten, zurück bis in das Spätmittelalter. Einige Waale im Vinschgau wurden auf das Jahr 1510 datiert. Graf Heinrich von Tirol erlaubte 1333 den Algundern, den schon bestehenden Plarser Waal oberhalb von Algund weiterzubauen.  

Zu dieser Zeit gab es noch keine Wasserleitungen im heutigen Sinne. Daher war die Versorgung mit Trinkwasser, aber auch die Bewässerung der Felder eine der ursprünglich wichtigsten Funktionen der Waale.  

Als die Versorgung mit Trinkwasser noch nicht durch Rohrleitungen aus Metall erfolgte, wurden die Waale auch dafür genutzt, um das Trinkwasser sehr früh dort abzuleiten, wo es noch sauber war. Dazu bediente man sich handgefertigter Holzrinnen und aus Baumstämmen gefertigter Rohrleitungen.

Die Holzrohre wurden in mühevoller Arbeit mit 3 bis 4m langen Eisenbohrern durchbohrt und teilweise auch ausgebrannt, so dass sie nicht nur gegen Fäulnis resistenter, sondern gleichzeitig auch von Ungeziefer befreit waren.  

In einigen Bergdörfern findet man noch intakte Exemplare der alten Holzbrunnen und Tröge, die für Menschen und Tiere das Wasser vorhielten. Interessant war dabei der Doppeltrog. Aus dem oberen, für das Vieh nicht erreichbaren Trog schöpften die Menschen das Trink- und Waschwasser. Der untere Trog, der durch den Ablauf des oberen Troges gespeist wurde, war für das Vieh bestimmt, das so nach Bedarf mit Wasser versorgt werden konnte.

Nicht immer war die Wasserversorgung gesichert. Im Winter war die Vereisung der Wasserleitungen oft ein großes, kaum lösbares  Problem. Aber auch Schneeschmelze und Unwetter sorgten für den Bruch der Holzkanäle oder aufgeschütteten Stein- und Erddämme.

Für die Bergbauern waren diese Situationen nicht nur mit harter und teilweise lebensgefährlicher Arbeit verbunden. Während der Unterbrechung waren die Bauern und die vom Wasser des Waales abhängigen Familien oft gezwungen, das Wasser kilometerweit mit Kübeln und Behältern zu holen, was besonders im Winter Kraft und Resistenz gegen die Kälte erforderte.