Landschaften
2) Kopfbild Mitte, von l.n.r.:
Innsbruck, Foto: Pahu
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Bozen, Foto: Josef Tinkhauser
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Trient, Foto: Mac9
Lizenz: GNU Lizenz
Sprache und Dialekte in Tirol
Die deutschen Dialekte in Tirol gehören zu den oberdeutschen Dialektgruppen Bairisch und Alemannisch. Einen großen Teil davon nimmt das Südbairische ein, das in Tirol den westlichen und mittleren Teil Nordtirols sowie Süd- und Osttirol umfasst
Der Tiroler Dialekt wurde in Nordtirol durch andere Sprachen zuvor ansässiger und im Laufe der Völkerwanderung sesshaft gewordener Völker beeinflusst. Dies gilt vor allem für das Rätoromanische, das in den meisten Gebieten im Laufe der Jahrhunderte verdrängt wurde. Dies macht sich vor allem in romanisierten Bezeichnungen wie z. B. Balla für Ballen (Tiroler Oberland) bemerkbar. Im Pustertal und in Osttirol, wie auch in Kärnten, kommt ein slawischer Einfluss hinzu, der sich vor allem in einer wesentlich weicheren Aussprache niederschlägt.
Dialekte im Außerfern
Die jahrhundertelange Zugehörigkeit zum schwäbischen Bistum Augsburg prägte Teile des Außerfern (im Bezirk Reutte), die der schwäbisch-alemannischen Dialektgruppe angehören, die Ähnlichkeiten mit den Dialekten des angrenzenden Allgäus aufweisen (vor allem um Vils, Reutte und im Tannheimer Tal). Hier verläuft auch die schwäbisch-bairische Hauptgrenze, die sich von Daag, Wasser gegen Doog, Wåssa und däät gegen daat (= täte) abgrenzt.
Das obere Lechtal sowie das Lermooser Becken sind stärker durch den Oberinntaler Dialekt beeinflusst. Im oberen Lechtal bestand und besteht eine Nahebeziehung zum Vorarlbergischen, insbesondere zum Walserischen und Wälderischen (Walser, Vorarlbergerisch, Wälderisch, Holzgau).
Dialekte im Oberland
Während es im Süden und Osten sowie im Zentralraum von Nordtirol ålm/åjm (Alpe, Bergweide) oder wīsn (Wiese) heißt, zeigt sich im Westen mit ålwe und wīse ein Übergangsgebiet zum Alemannischen (etwa Vorarlbergs), wo weiter westlich auch das -e schwindet (alp, wīs).
Weitere Kennzeichen des Tiroler Oberlandes sind gsejt statt gsågt (gesagt) und it statt nit (nicht). Es wird auch eine typisch allemannische Redensart verwendet. So heißt es im restlichen Tirol z. B. I gea iatz schwimmen (Ich gehe jetzt schwimmen), im Oberland hingegen I gea iatz ga schwimma. Dies ähnelt sehr dem allemannischen Etzt gang i ga schwimma.
Im Oberinntal lauten Verkleinerungsformen auf -le, -ele und -eli, während im übrigen Inntal ein -l angehängt wird. Die Lautgruppen des kurzen und el werden im Oberland zu und al (Welt - Walt oder Geld - Gald).
Dialekte in Osttirol
Die Einwohner von Osttirol teilen mit vielen anderen Tirolern den gleichen Dialekt und man findet Ausdrücke wie z. B. Unterdach (Dachboden), Langes / Langis (Frühjahr), Tschurtsch (Zapfen der Nadelbäume), Pei (Biene), Patschn (Hausschuhe).
Wie in Südtirol wird die Heidelbeere nach ihrer Farbe als Schwarzbeere bezeichnet. Eine Gitsch(e) ist ein Mädchen, zum Salzburgischen hin wird eher von einem Diandle gesprochen. Wenn die Osttiroler von dort sprechen, sagen sie sem / selm oder zem und der Haischupf(e) ist der Heuschnupfen. Der Haistodl ist der Almstadel und ist in beiden Ländern in Gebrauch.
Pustertaler in Südtirol und Osttiroler haben vieles gemeinsam. Daher kann man das, was wir zum Teil schon bei Südtirol beschrieben haben auch für Osttirol sagen. Allerdings wird weiter im Osten sowie im Einzugsgebiet der Isel manches anders gesprochen.
Dort heißt es nicht Pui (Bub) wie im Pustertal, sondern Püe (langes ü) oder Pue. An der Stelle von fogun und scham (vergönnen und schämen) sagt man fogunen und schomen. Der Staan (Stein) wird zu einem nasalen Stoan.
Die Adverbien hinauf, hinein und hinab lauten in den genannten Gebieten Osttirols aufn, aini, öhin, und nicht augn, inne, ogn wie bei den westlichen Nachbarn. Von den meisten übrigen Tirolern unterscheidet viele Osttiroler die Vokalisierung des 'r': Joa, wean, toia (Jahr, werden, teuer), wie es für das Mittelbairische typisch ist.
Dialekte im Unterland
Teile des Tiroler Unterlands, besonders die Bezirke Kufstein und Kitzbühel sowie das Aachenseegebiet, weisen mit der Aussprache Übergangsmerkmale zum Mittelbairischen auf.
Das Zillertal kennt einige Spracheigenheiten, so wird z.B. wie auch im Ötztal anstatt von "dann" das Wort "oft", ausgesprochen "aft", oder "oftan" benutzt. Zudem wird im Zillertal im Gegensatz zum umliegenden Inntal anstatt "senn", was "sind" bedeutet, "henn" verwendet. Bsp.: "Oftan henn mia hoam gongen." bedeutet "Dann sind wir nach Hause gegangen." Das Unterland kennt also wie das Bairische die doppelte Verneinung.
Dialekte im Zentralraum
Der Begriff Tiroler Zentralraum bezeichnet hauptsächlich den Großraum Innsbruck (Bezirke Innsbruck Stadt und Innsbruck Land).
Der Großraum Innsbruck zeichnet sich durch seinen für Auswärtige relativ leicht verständlichen Dialekt aus. Er weist alle dem Tirolerischen typische Merkmale auf, hat jedoch einen wesentlich stärkeren Einfluss des Hochdeutschen, wobei es sich um einen Ausgleichsdialekt handelt, wie man ihn auch etwa in Vorarlberg im Raum Bregenz kennt (sog. Bödeledütsch).
Ein typisches Kennzeichen des Dialektes dieser Region ist das sehr hart ausgesprochene k. Aufgrund der hohen Sprecherzahl (allein in der Agglomeration Innsbruck leben 183.000 Einwohner) wird dieser Dialekt als "Standardtirolerisch" bezeichnet bzw. angesehen und daher auch in Film und Fernsehen verwendet, wenn Textszenen im Tiroler Dialekt vorkommen oder wenn Tiroler imitiert werden.
Dieser Dialekt dehnt sich aufgrund der sich in Innsbruck bemerkbar machenden Stadtflucht immer weiter aus und bedrängt die in den Dörfern ansässigen Dialekte. Bemerkbar macht sich dies vor allem im Wipptal mit seinen Seitentälern, dem westlichen Mittelgebirge und dem Gebiet zwischen Telfs und Innsbruck.