Landschaften
2) Kopfbild Mitte, von l.n.r.:
Innsbruck, Foto: Pahu
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Bozen, Foto: Josef Tinkhauser
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Trient, Foto: Mac9
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Sprache und Varianten in Südtirol
In Südtirol sind etwa sieben Zehntel der Bevölkerung deutscher Muttersprache. Ein Großteil davon benutzt die lokale Mundart häufig. Die Hochsprache beschränkt sich im mündlichen Gebrauch hauptsächlich auf die Schule und die Medien. Im Schriftlichen ist die Mundart selten; sie wird von Mundartdichtern benützt und oft von Jugendlichen beim Schreiben von SMS.
Der Südtiroler Dialekt stellt keinen eigenen Zweig des Tiroler Dialektes dar, zumal die Mundart mancher Gebiete Südtirols jener von benachbarten Orten jenseits der Staatsgrenze ähnlicher ist als jener von anderen Südtiroler Gebieten.
Die Reibelaute f und s werden in Südtirol schwächer ausgesprochen als in Nordtirol, z. B. kafn bzw. kaffn (kaufen) und hoaßn bzw. hoassn (heißen). Laut J. Schatz kommt der gg-Laut zwar in ganz Tirol vor, aber nur in Südtirol auch als Anlaut; er hört sich an wie c im französischen "cognac".
Nach dem Ersten Weltkrieg war die deutschsprachige Minderheit in Italien einer von Rom betriebenen Italienisierungspolitik ausgesetzt, die auch das Verbot der deutschen Schulen beinhaltete. Trotzdem konnte die Muttersprache mündlich weitergegeben werden. Nach dem 2. Weltkrieg gab es wieder Schulen mit deutscher Unterrichtssprache. Ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts nahmen die kulturellen Kontakte zum übrigen deutschsprachigen Raum wieder zu, was zu einem guten Teil durch den Tourismus und die Medien bedingt ist.
Spezielle Einflüsse durch die italienische Sprache werden im Wortschatz sichtbar, und zwar meist nur im mündlichen Sprachgebrauch. Als typisches Beispiel kann die Bezeichnung "Targa" gelten, die für das Nummernschild eines Fahrzeuges verwendet wird. In diesem besonderen Fall stammt die italienische Wurzel aus dem altfränkischen "Targa" (Schild), also aus dem germanischen Sprachbereich. Sehr oft ist auch das italienische Wort "magari" zu hören, das für womöglich bzw. vielleicht steht. Die Bezeichnung Hydrauliker für den Installateur wird teilweise auch schriftlich verwendet.
Eigentümliche romanische Einflüsse hat es schon vor dem 20. Jahrhundert gegeben, und das nicht nur südlich des Brenners. So ist in "Grantn" (Preiselbeere) die Ähnlichkeit mit dem ladinischen "granëta" und mit dessen Wurzel, dem lateinischen "granum" (Korn), zu erkennen.
Bei der Südtiroler Mundart sind viele lokale Varianten unterscheidbar. Diese sind Teil von größeren Dialektgruppen, die nach den Tälern oder Abschnitten von Tälern benannt werden (z. B. Pustrerisch, Vinschgerisch, Sarnerisch, Unterlandlerisch. Eine Einteilung in drei Dialektgruppen (östliche, zentrale und westliche) hat eine gewisse Berechtigung, genaue Grenzen lassen sich jedoch nicht ziehen.
Im Pustertal ist das mittelhochdeutsche uo (z. B. Muoter, also Mutter) zu ui (Muito) geworden, in anderen Teilen Südtirols zu ue oder ua (Muetr, Muatr). An diesem letzten Beispiel fällt auch die typische Vokalisierung der Endung -er auf. Das mittelhochdeutsche ei (Stein) erscheint im Osten als langes a (Staan), andernorts als ue oder oa (Stuen, Stoan). Im Pustertal und teils auch im Eisacktal, wird die Endung -en beim Verb in gewissen Fällen weggelassen, z. B. nemm (nehmen). Weibliche Hauptwörter, die im Osten des Landes auf e auslauten, haben dieses im Süden und Westen nicht, z. B. Fraide bzw. Fraid (Freude), Suppe bzw. Supp oder Suppm, auch in der Mehrzahl lauten manche Hauptwörter auf -e aus: Pame (Bäume) im Unterschied zu Pam. Das mittelhochdeutsche iu wird im Süden und Westen als ui, im Osten als oi ausgesprochen: Das Feuer ist also ein Fuier/Foia.